Der Volkstrauertag als zentraler Bestandteil der Erinnerungskultur an die Opfer und Sinnlosigkeit von Krieg, Gewaltherrschaft, Vertreibung, Willkür und Terror wurde in Aiterhofen in diesem Jahr aufgrund der Pandemie zwar ohne Fahnenabordnungen der Vereine abgehalten. „Die zeitlose und unüberhörbare Botschaft dieses Tages verlangt es aber, diese gerade in schwierigen Zeiten in die Gesellschaft hinauszutragen“ waren sich alle Beteiligten einig. So leitete ein Gottesdienst unter Leitung von Pfarrer Heinrich Weber diesen Gedenktag ein.
Dabei stellte Pfarrer Weber aktuelle Fehlentwicklungen, von denen eine Gefahr für Frieden und inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft ausgehen, in den Mittelpunkt seiner Predigt. Als Beispiel nannte er Spannungen, die sich derzeit aufgrund der Diskussion um das Impfverhalten oder auch aktuell um den Umgang mit fehlgeleiteten Inhalten aus gewaltverherrlichenden Serien wie derzeit Squid Game ergeben. Nach dem Gottesdienst fand der zentrale Gedenkakt zum Volkstrauertag am Kriegerdenkmal statt. „Das unfassbare Glück, seit 76 Jahren in Frieden, weitgehender sozialer Gerechtigkeit und Freiheit leben zu dürfen gibt jedem von uns jeden Tag den ganz persönlichen Auftrag die Erinnerung daran wachzuhalten, dass dieser Zustand sehr zerbrechlich ist und alles andere als selbstverständlich. Corona überdeckt derzeit vieles, aber beispielhaft die Situation der Flüchtlinge an der Grenze zwischen Belarus und Polen und die Art und Weise, wie damit politisch umgegangen wird, ist ein deutliches Warnsignal“ mahnte Bürgermeister Adalbert Hösl daran, dass uns der Erhalt des Friedens vor immer größere Herausforderungen stellen wird. „Freiheit endet dort, wo sie die Freiheit des anderen einschränkt“ wies er auf die aktuellen Gefahren aus der Fehlinterpretation und des Mißbrauchs dieses elementaren Wertes hin.
Auf den Volkstrauertag als Tag des Innehaltens und der Erinnerung an die Toten aber auch zur Mahnung an die Lebenden ging die Vorsitzende des VDK-Ortsverbandes Aiterhofen, Marianne Wahl, ein und forderte alle auf, einen persönlichen Beitrag zu leisten, „damit jeder in Glück und Frieden leben kann, damit kein Mensch vergeblich gestorben und kein Leben je vergessen wird.“ KSV-Vorsitzender Ernst Limmer bedankte sich bei allen Anwesenden für die Teilnahme, widersprach der weiterverbreiteten Meinung, dass es sich beim Volkstrauertag um reine Traditionspflege handle und erklärte, dass nur der innere Friede die Wunden der Kriege heilen und das extrem hohe Gut „Frieden“ dauerhaft sichern kann. Alle drei Redner legten als Zeichen der Mahnung und als Erinnerung an die sinnlosen Opfer von Krieg, Gewalt, Terror und Vertreibung Kränze nieder.