Ein bislang völlig unbekanntes kunsthistorisches Kleinod sorgt derzeit in Aiterhofen für Aufsehen: Im Kellergewölbe des örtlichen Pfarrhauses wurde ein romanischer Taufstein aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. Weder in kirchlichen Verzeichnissen noch in Festschriften oder durch Heimatpfleger wurde das frühmittelalterliche Taufbecken bislang erwähnt – ein Umstand, der selbst Fachleute überrascht. Pfarrer Heinrich Weber, seit Jahren auf der Spur dieses verborgenen Schatzes, hatte immer wieder versucht, mehr über Herkunft und Bedeutung des ungewöhnlichen Fundstücks zu erfahren. Nun wurde der Stein erstmals fachlich untersucht: Dr. Daniel Rimsl, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Kunst- und Denkmalpflege der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg, besuchte zusammen mit seiner Kollegin Barbara Muhr, M.A., den Pfarrhof. Auch Bürgermeister Adalbert Hösl war bei der Begutachtung anwesend. Die Experten kamen zu einem klaren Urteil: Es handelt sich um ein romanisches Taufbecken aus dem 12. Jahrhundert, das ursprünglich farbig gefasst war – ganz typisch für die Kunst der Romanik. Die Herkunft des Taufsteins, sein ursprünglicher Standort und die Umstände, wie er in das Kellergewölbe des Pfarrhauses gelangte, bleiben jedoch vorerst ungeklärt. „Es stellen sich viele spannende Fragen“, sagt Pfarrer Weber. „Wurde das Becken in einer eigenen Taufkapelle verwendet? Wer hat es geschaffen – und warum ist es über Jahrhunderte hinweg in Vergessenheit geraten?“ Für den Geistlichen ist eines besonders wichtig: Dass das Kunstwerk nun nicht länger im Verborgenen bleibt. „Es soll dokumentiert und geschützt und damit auch für kommende Generationen erhalten werden.“ Die Entdeckung gewinnt zusätzlich an Bedeutung durch den historischen Kontext: Aiterhofen war bereits im 8. Jahrhundert als Pfalz in der tassilonischen Zeit bekannt. Zur Zeit der Kreuzzüge befand sich am Ort ein Kreuzfahrer-Hospiz. Schriftliche Zeugnisse über die frühe Kirchen- und Taufgeschichte des Ortes fehlen allerdings vollständig. Pfarrer Weber, die Gemeinde Aiterhofen und die Fachleute des Bistums hoffen daher auf Hinweise aus der Bevölkerung: „Vielleicht schlummern in privaten Archiven, auf alten Fotos oder in Familiennachlässen noch unerkannte Hinweise, die Licht ins Dunkel bringen können“, so Weber. Ein öffentlicher Aufruf zur Mithilfe soll demnächst folgen. Mit der Entdeckung des Taufsteins ist Aiterhofen um ein bedeutendes Stück Geschichte reicher geworden – und steht womöglich erst am Anfang einer spannenden kunsthistorischen Aufarbeitung.
Text/Foto: Franz Dengler